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Chouchou Hotel Paris: Michael Malapert interpretiert die heutige französische Note neu

by NovusMagazine · März 18, 2025

Die Guinguette: Leitfaden zur Pariser Bohème


Wir betreten das Hotel Chouchou durch eine Halle, die vollständig mit Spiegeln verkleidet und von Dutzenden Glühbirnen wie ein Music Hall erleuchtet ist. Befinden wir uns in einem Boutique-Hotel oder eher im Olympia-Konzertsaal, der nur wenige Blocks entfernt liegt? Das im April 2020 von der Elegancia Group eröffnete ChouChou verkörpert in seinen 63 Zimmern einen zu 100 % französischen Geist und ein ebenso französisches Interior Design. Keine pompöse Rezeption, kein Personal, das auf den Kunden wartet – hier werden wir von einer lächelnden und hübschen Zwanzigjährigen begrüßt, die perfektes Spanisch spricht.

Keine Minute ist vergangen, und wir fühlen uns bereits wohl. Nach einem äußerst diskreten und effizienten Check-in wandert unser Blick automatisch zur „Guinguette“. Unter einem großen Fenster, mit Tischen aus rohem Holz und einer dieser Pariser Zinktheken, erwacht der Frühstücksbereich zum Leben und zwinkert uns mit seinen verführerischen, goldenen Vintage-Glühbirnen zu. Bänke in Yves-Klein-Blau verleihen dem Raum einen modernen und frischen Touch – einem Ort, der vor 200 Jahren perfekt gewesen wäre, um zu tanzen, Live-Musik zu hören, gutes Essen und guten Wein zu genießen und bis tief in die Nacht interessante Gespräche zu führen. Man denke nur an Picassos Gemälde „Le Moulin de la Galette“ (1900), die berühmteste Guinguette von Montmartre – ein Viertel, das nur wenige Gehminuten vom Hotel Chouchou entfernt liegt.

Ein lebendiger Ort für eine einst künstlerische und bohemische, heute junge und erholungssuchende Klientel

Dem traditionellen französischen Konzept der Guinguette mit ihrer populären Ausgelassenheit und ihrem verführerischen Bohème-Charme neues Leben einzuhauchen, war für den französischen Innenarchitekten Michael Malapert eine Herausforderung, aber auch eine logische Entscheidung. Er erzählt uns:

„Guinguettes sind traditionelle Tanzlokale, die in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Ein lebendiger Ort, an dem jeder seinen Platz finden, neue Leute kennenlernen und Spaß haben kann. Mein Team und ich fanden diese Idee sehr passend für dieses Viertel mit so vielen Büros im Zentrum von Paris. Wir bringen Freude, Leben und Unterhaltung zurück.“

Ganz wie damals. Der Backstage-Bereich steht für private Veranstaltungen zur Verfügung und bietet Platz für bis zu 40 Gäste. Im Untergeschoss bieten drei private Pools für Gäste und Besucher eine interessante Alternative zu einem Spa. Banker und Anwälte, seid gewarnt: Im ChouChou Hotel bleibt der Stress an der Garderobe.

Interior Design – Die Gestaltung der Räume geht Hand in Hand mit dem Wohlbefinden von Körper und Geist

„Mein Vater ist Architekt, meine Mutter arbeitet in der alternativen Medizin. Deshalb habe ich von meinem Vater gelernt, Räume zu gestalten, ohne das körperliche und geistige Wohlbefinden zu vernachlässigen, das mir meine Mutter vermittelt hat. Das ist eine gute Definition von Interior Design. Viele Dinge inspirieren mich: Kunst, Architektur, Mode, Handwerk und Natur. Ich liebe kalifornische Häuser, gerade wegen ihrer Architektur, die Innen- und Außenräume miteinander verbindet.“

Diese ganzheitliche Sichtweise von Michael Malapert sorgt dafür, dass wir uns sofort zu Hause fühlen, sobald wir die Suite betreten. Etwas verbindet uns mit diesem Ort – und genau das macht das Chouchou Hotel zu einem „lebendigen Raum“.

Suiten inspiriert von Serge Gainsbourg, Boris Vian und Edith Piaf

Chouchou ist eine liebevolle Abkürzung für „Liebling“ auf Französisch – eine sehr umgangssprachliche und charmante Bezeichnung. Im ChouChou Hotel erreicht das Konzept des Savoir-vivre und der Lebensfreude seinen Höhepunkt in drei Suiten (39–56 m²), die jeweils unverkennbar die Handschrift dieser drei Titanen der französischen Popkultur tragen – mit Blick auf die Opéra Garnier.

Suite 601 „Der Herzausreißer“

Inspiriert von dem vielseitigen und bohemischen Boris Vian (Autor, Sänger, Dichter, Trompeter, Erfinder, Kritiker und Ingenieur), verfügt diese Suite über eine maßgefertigte Bibliothek, die zugleich modern und gemütlich ist – sie lädt zum Lesen ein. Ein Vintage-Plattenspieler von Grundig lässt die Zeit stillstehen, bis der Elipson-Bluetooth-Lautsprecher von Habitat in Form eines Kopfes auftaucht. „Wir wollten die Fülle des Universums von Boris Vian nachbilden, der ein vollständiger Künstler war. Wir ließen uns von seinem Leben und Werk inspirieren“, erzählt uns Michael Malapert. Die Tatsache, dass diese Suite sich unter einer Dachschräge befindet, macht sie noch authentischer. Es lädt dazu ein, „Je suis snob“ von Boris Vian zu singen. Eine Trompete auf einem der Tische scheint diesen unwiderstehlichen Drang zu bestätigen. Und um sich von so viel Intellektualität zu erholen, gibt es nichts Besseres, als in der riesigen Badewanne unter freiliegenden Holzbalken einzutauchen – Bohème-Stil verpflichtet.

Suite 602 „The Anamor“

Willkommen im dunklen und verführerischen Universum des unvergesslichen Serge Gainsbourg. Die schwarze Farbe erinnert an das Haus, in dem diese Ikone des französischen Chansons lebte. „Je t’aime… moi non plus“ hallt von den schwarzen Wänden und den Zellige-Fliesen wider, ebenso wie in der dekadenten runden schwarzen Badewanne. Diese Suite verfügt über ein Wohnzimmer mit Werken des provokanten Pariser Dandys. Ein Porträt von Serge und Jane Birkin, ein XXL-Spiegel, ein Bambus-Kopfteil für das Bett und sogar ein Klavier mit Notenblättern, das zum Verführen einlädt. Ein Foto von Brigitte Bardot über dem Klavier wirkt verführerisch – ebenso wie Jane in ihrem gehäkelten Paco-Rabanne-Kleid.

Suite 603 „La Vie en Rose“

Ein Grammophon sticht unter den verschiedenen Nuancen von Altrosa hervor – kein süßliches Barbie-Rosa, sondern ein Farbton, der an Roséwein erinnert und diese sinnliche Unverschämtheit des Pariser „Gören“-Charmes verkörpert, den Marion Cotillard im Film so perfekt dargestellt hat. Eine Badewanne im Stil von 1945, eine Meridienne und einige Retro-Koffer unterstreichen dieses unverwechselbare „je ne sais quoi“ à la française. Wenn die Nacht hereinbricht, beginnt das DJ-Set in der Guinguette, und es wird ausgelassen getanzt – im Rhythmus von Discobitchs „C’est pour la petite bourgeoisie qui boit du champagne“. Michael Malapert weiß definitiv, wie man die Guinguette ins 21. Jahrhundert bringt.

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